Die Waldjugendspiele finden immer in der letzten Schulwoche vor den Sommerferien statt. Wir laden aus Königs Wusterhausen und Umgebung SchülerInnen der Klassenstufen 1 – 6 ein. „An 5 Tagen kommen etwa 450 - 500 Schüler aus den umliegenden Schulen zu uns um mit Spaß und Action den Wald kennenzulernen und ihr Wissen zu testen.

Die Schüler müssen mehrere Stationen in unserem Arboretum und im angrenzenden Waldgebiet absolvieren, um Punkte zu sammeln. Neben einigen Wissenstests gibt es auch körperliche Betätigungen, wie z.B. Tannenzapfenzielwurf, Holzstamm sägen, Baumhöhe, Hirschgeweihlauf, um nur einige zu nennen. Aber auch die Sinneswahrnehmungen der Schülerinnen und Schüler wird trainiert, wie zum Beispiel beim Barfußpfad, wo man mit verbundenen Augen auf verschiedenen Untergründen läuft und mit den Füßen den Untergrund bestimmen muss. Bei der Wildkräuterstation, wo der Nase einige Düfte vorgesetzt werden, welche bezeichnet werden sollen werden auch die Sinneswahrnehmungen geschult. Bei der Vogelstation ist das Ohr gefragt und man merkt, dass die Schüler mitunter Probleme haben, einheimische Vögel am Gesang zu erkennen.“

Die Vorbereitung:

Bereits im Januar laufen die Vorbereitungen zu den Waldjugendspielen. Neben dem Sponsoring setzen wir uns mit der Forst in Verbindung, welche uns jedes Jahr unterstützt. Mehrere Mitarbeiter besetzen 3 Stationen.

Die anderen Stationen werden durch ehrenamtliche Helfer, Schüler der Europaschule sowie durch MAE Kräfte, welche im Arboretum arbeiten abgesichert.

In den Tagen vor der Eröffnung der Waldjugendspiele finden die Einweisungen und Stationsaufteilungen für die Helfer statt. Jeder erhält Informationen und Materialien für seine Station.

 

Durchführung:

Nach dem letzten Probelauf am Montag starten die Waldjugendspiele am Montagmorgen. Jede Station erhält seine Utensilien. Gegen 8 Uhr treffen die SchülerInnen im Arboretum ein und erhalten je einen Zettel, auf dem die einzelnen Stationen eingetragen sind. Auf diesem Zettel tragen die Stationsbetreuer die jeweils erreichten Punkte ein und zeichnen ab. Die Teilnehmer werden in Gruppen aufgeteilt und die Stationsbetreuer nehmen je eine Gruppe mit zur jeweiligen Station. Die Waldjugendspiele sind somit eröffnet.

Die Kinder gehen von Station zu Station und erfüllen vorgegebene Aufgaben, welche meist nach Altersstufen gestaffelt sind. Je jünger die Teilnehmer sind, umso mehr Hilfe erhalten sie an den einzelnen Stationen. Die Punktebewertung erfolgt umgehend nach Erfüllung der Aufgabe.

Im Folgenden werde ich kurz jede Station schildern.

Station 01: Bienen

Hier informieren sich die Schüler an Schautafeln, welche im Arboretum aufgestellt sind über den Lebensraum der Bienen. Je nach Alter der Schüler werden die Tafeln vorgelesen oder die Schüler informieren sich selbstständig. Im Anschluss daran wird das Wissen zu den Bienen abgefragt. Fast jede Frage kann beantwortet werden, wenn die Schautafeln gelesen wurden. Es gibt noch 2 Zusatzfragen, welche logisches Denken fördern und fordern.

Station 02: Wild / Jagd

Die Schüler versuchen verschiedene Geweihe und Gebisse bzw. Tiermodelle (Marder, Waschbär, Reh, Wildschwein etc.) den jeweiligen Tieren zuzuordnen. Weiterhin wird Wissen über die Lebensräume der Tiere abgefragt.

Station 03: Sträucher

An verschiedenen Sträuchern hängen Schilder mit je 3 Bezeichnungen. Nur eine Bezeichnung ist die Richtige. Die Schüler sollen anhand der Blätter und Früchte die jeweilige Bezeichnung zuordnen.

Station 04: Balanceakt

Über einen Hindernissparkur müssen die Kinder mit einer Kelle Wasser transportieren. Dies wird in einem Messbecher aufgefangen und nach je 2 Minuten abgelesen. Hier sind Geschwindigkeit und Balance gefragt.

Station 05: Tierfährte

In einem Sandbehälter sind verschiedene Spuren von einheimischen Tieren zu finden. Die Schüler sollten diese erkennen und benennen. Hierbei handelt es sich um Rehe, Wildschweine, Füchse… Die jüngeren Kinder erhalten hier wertvolle Hinweise.

Station 06: Düfte

In dunklen Dosen befinden sich verschiedene Kräuter, welche von den Teilnehmern am Geruch erkannt werden müssen. z.B.: Zitronenmelisse, Basilikum, Petersilie..., mitunter geben wir den Teilnehmern auch die Kräuter direkt in die Hand. Bei jüngeren Kindern geben wir Hinweise wie: Wird oft mit Tomaten serviert… (Basilikum) Manchmal kocht Mama …Kartoffeln (Petersilie)

Station 07: Balance + Geschick

Zunächst balancieren die Teilnehmer auf einer Slackline entweder allein oder mit Hilfe und spielen dann mit Stöcken Mikado.

Station 08: Kiefernzapfenzielwurf

Die Schüler versuchen je 5 Kiefernzapfen in einen Eimer in 5 Metern Entfernung zu werfen. Bonuspunkte können sie erhalten, wenn sie hinterher die Kiefernzapfen unaufgefordert zurück holen. Zur Belohnung für die Treffer gibt es neben den Punkten noch ein Bonbon. Wer nicht getroffen hat kann gern singen, tanzen oder ein Gedicht aufsagen um einen Bonbon zu erhalten. Die Schüler welche an der nächsten Station das Bonbonpapier abgeben erhalten einen Zusatzpunkt.

Station 09: Baumhöhe

Mittels eines Stockes und einem Maßband besteht die Aufgabe darin, die Höhe eines Baumes zu ermitteln. Hierbei hält man den Stock senkrecht nach oben so vor sich, dass die Faust in Augenhöhe liegt. Das Maßband führt vom Baum weg. An diesem geht man so lang zurück, bis man die Baumspitze in einer Linie mit der oberen Stockspitze sieht. Zu dem, was jetzt auf dem Maßband abzulesen ist, muss nur noch die Körperhöhe des Teilnehmers addiert werden, um die Baumhöhe zu kennen.

Station 10: Vogelstimmen

Von CD erklingen Vogelstimmen, welche erkannt werden sollten. Auf Bildern zeigen die Teilnehmer, ob sie die Vögel unserer Region auch erkennen würden.

Station 11: Nahrungskette

Auf mehreren Karten ist eine Nahrungskette zu finden. Diese sollte von den Schülern gelegt werden... Was frisst denn ein Eichhörnchen? Und bei wem wiederum steht das Eichhörnchen auf dem Speiseplan?

Station 12: Hirschgeweihlauf

Die Teilnehmer versuchen schnellstmöglich einen vorgegebenen Parcours zu durchlaufen. Hierbei dienen Stöcke welche sie sich an den Kopf halten als Hitschgeweih. Abweichungen vom vorgegebenen Pfad kosten wertvolle Punkte.

Station 13: Baumstammsägen

Hier sägen die Schüler ein geschätztes 10 cm langes Stück von einem Baumstamm ab. Im Anschluss an das Sägen wird das abgesägte Stück gemessen und je nachdem wie nah die Schüler an den 10cm dran waren, umso mehr Punkte erhalten sie. Weiterhin gibt es ein kleines Quizz, bei dem die Kinder zeigen, ob sie die Werkzeuge der Waldarbeiter kennen.

Station 14: Blumen und Wildkräuter

An dieser Station bestimmen die Schüler verschiedene Blumen sowie Wildkräuter und lesen hierbei Geschichten zu den einzelnen Blumen.

Station 15: Barfußpfad / Fühlen

In 9 Feldern befinden sich verschiedene Materialien (Kies, Sägespäne, Hobelspäne, Heu, Rasen…). Barfuß und mit verbundenen Augen erfühlen die Kinder den Untergrund, auf welchem sie geführt werden. Alternativ haben wir Fühlboxen, in denen die Kinder verschiedene Gegenstände ertasten können.

Nachbereitung:

Die Punktezettel werden der Schulsozialarbeiterin und mir ausgewertet, während sich die Teilnehmer mit einer Rostbratwurst stärken und etwas ausruhen.

Je Schulklasse werden die 3 besten Schüler mit einer Urkunde und einem Preis geehrt, wobei die anderen Schüler auch Trostpreise bekommen.

Noch am Nachmittag stelle ich die Fotos des Tages im Internet zur Verfügung (Passwortgeschützt).

 

Fazit:

Die Teilnahme an den Waldjugendspielen ist für die Schüler eine sehr intensive Erfahrung. An den 15 Stationen wird den Kindern spielerisch Kenntnisse über Pflanzen und Tiere, sowie über die Bedeutung des Waldes für den Menschen und die Notwendigkeit seines Schutzes vermittelt.

Verschiedene Bildungsbereiche greifen ineinander über. Die Kinder machen naturwissenschaftliche Grunderfahrungen, beanspruchen hierbei ihren Körper, bewegen sich und machen mathematische bzw. geometrische Erfahrungen und üben sich in künstlerischem Gestalten. An einer Station wird der Bildungsbereich Musik gestreift und die Kinder sammeln kommunikative Erfahrungen, sie tauschen sich aus. Neben dem Wissen bzw. der Sachkompetenz geht es bei den Waldjugendspielen auch um den Erwerb und Ausbau sozialer Kompetenzen, denn Einzelgänger haben es nicht wirklich leichter. Ich erlebe jedes Jahr wieder, dass sich die Schüler gegenseitig unterstützen und auch Mut zusprechen, wenn der eine oder andere nicht weiter kommt und aufgeben will. Allerdings spielt die Ich-Kompetenz (bzw. Personale Kompetenz) eine sehr große Rolle. Die Schüler geraten mitunter an persönliche Grenzen und müssen sich mit eigenen Stärken und Schwächen auseinandersetzen. Sie genießen Erfolge und lernen den Umgang mit Misserfolgen. Über die Jahre erlebe ich auch wie sich einzelne Kinder entwickeln, was noch im letzten Jahr eine scheinbar unlösbare Aufgabe war, gelingt dieses Jahr vielleicht schon fast von allein.

Sehr interessant finde ich auch die Tatsache, dass es Kinder gibt, die noch mit der Natur aufwachsen. Ich durfte vor zwei Jahren einen 7 jährigen Schüler kennenlernen, der den Großen ganz genau Sträucher, Kräuter und Tiere benennen und beschreiben konnte. Von seiner Klassenlehrerin erfuhr ich, dass der Junge mit seinen Eltern jedes Wochenende und in den Ferien in ein Waldhaus fährt.

Ich finde diese Form der Waldpädagogik sehr gut, da die Kinder sehr viel für sich mitnehmen und auch über sich lernen können.